Rund 430 Tonnen waren es im Jahr 2012 – Verkauf nach Bitterfeld
Kreisgebiet. Knapp 430 Tonnen an alter Kleidung hat der Kreisverband Altenkirchen des DRK im vergangenen Jahr gesammelt – deutlich weniger als zuvor. Waren es 2008 und 2009 jeweils noch rund 500 Tonnen gewesen, deutete sich der Abwärtstrend bereits 2010 an, als am Jahresende 470 Tonnen in die Bilanz eingeflossen waren. Erik Hölper, beim DRK für die Bereitschaften und den Katastrophenschutz und damit für die Sammelaktionen zuständig, spricht gar von „Einbrüchen, die Tendenz geht deutlich nach unten“. Den Grund kennt Hölper. In den vergangenen Jahren habe die Zahl privater und gewerblicher Konkurrenten zugenommen, „der Wettbewerb ist größer geworden“. Private zahlten sogar teilweise Geld an Kommunen, um ihre Gefäße aufstellen zu dürfen. „Das machen wir natürlich nicht“, betont Hölper. Rein rechtlich zählt eine Altkleidersammlung zur Abfallentsorgung. Daher gelten die Vorgaben des Abfallwirtschaftsgesetzes, über deren Einhaltung die Abfallbehörde bei der Kreisverwaltung wache.
Kreisweit nennt das DRK 80 Kleidercontainer (Fassungsvermögen rund 300 Kilogramm pro Stück) sein Eigen, die einmal pro Woche geleert werden. In ihnen befanden sich übers Jahr 2012 gesehen 317 Tonnen, die beiden Straßensammlungen schlugen mit rund 60 und 50 Tonnen zu Buche. Für den Abtransport der gebrauchten Ware, die in den metallenen Behältnissen zusammenkommt, beschäftigt das DRK extra einen Mitarbeiter, der von Montag bis Donnerstag jeweils acht Stunden unterwegs ist, nur freitags fällt die Tour immer ein wenig kürzer aus. „Fast alle Container sind jede Woche randvoll“, weiß Hölper genauso wie Lothar Zimmermann, der die einzelnen Standorte der Boxen auf dem Effeff kennt.
Die Garderobe, für die das DRK in seiner eigenen Kleiderkammer im Keller der Zentrale in der Kölner Straße in Altenkirchen keine Verwendung mehr hat, tritt den Weg zur Soex-Group nach Bitterfeld-Wolfen an, wo sie auf ihre weitere Verwendung geprüft wird. Entschieden wird nach der Beschaffenheit der Stücke. Die geschulten Hände der Mitarbeiter begutachten und verteilen die Ankäufe auf Körbe. „Wir sortieren nicht aus, sondern wir sortieren – bis es nichts mehr zu sortieren gibt. In unserem zertifizierten Entsorgungsfachbetrieb bewerten unsere Experten die Altkleidung nach mehr als 400 Kriterien und sortieren entlang der europäischen Abfallhierarchie“, heißt es auf der Internetseite des Unternehmens.
Die Topmodelle werden anschließend in über 70 Ländern weltweit und in Secondhandgeschäften in Deutschland vermarktet. Aus einem Teil der nicht mehr tragbaren Blusen, Hemden und Co. entstehen Putzlappen, ein weiterer wird in der hauseigenen Recyclinganlage zu Dämmstoffen und Isoliermaterialien für die Autoindustrie (unter anderem Fahrzeughimmel) verarbeitet. So entstehen also hochwertige Spezialprodukte. Jährlich werden 11 000 Tonnen Alttextilien zu neuen Produkten umgearbeitet. Selbst Staubabfälle, die bei der Herstellung der Dämmmaterialien anfallen, werden zu Staubbriketts gepresst und in der Papierindustrie eingesetzt. „Mit diesen Bemühungen konnten wir den geringen Restmüllanteil in den letzten Jahren weiter reduzieren. Alles, was nicht wiederverwertet oder recycelt werden kann, wird von uns fachgerecht entsorgt“, betont Soex.
Dass das Altenkirchener DRK natürlich nicht umsonst die ausgedienten Monturen nach Sachsen-Anhalt liefert, versteht sich von selbst. Zurzeit liegt der Kleiderpreis laut Hölper bei 30 bis 40 Cent pro Kilogramm brutto. Was unter dem Strich übrig bleibt, fließt unter der Bezeichnung „sehr wichtige Einnahmequelle“ beispielsweise in die Anschaffung von Einsatzbekleidung für die DRK-Ehrenamtler oder in die Materialbeschaffung für die Fahrzeuge, denn das DRK dürfe ja keine Gewinne bilden.
Ebenfalls einen Rückgang verzeichnet das DRK bei der Zahl derer, die sich in der Kleiderkammer mit Tragbarem eindecken müssen. Stark frequentiert sei sie schon gewesen, als die Zahl der Übersiedler noch groß war. „Die Nachfrage ist inzwischen gesunken“, erklärt Hölper. Rund ein bis zwei Jahre verbleiben die wirklich noch guten Klamotten in den Räumen unter dem Erdgeschoss. Dann wird das Angebot durchforstet und ein wenig dem aktuellen Trend, der in Paris oder Mailand vorgegeben wird, angepasst. Ein Bedürftiger habe gleichfalls Ansprüche an Mode und Qualität, denen, wenn möglich, nachgekommen werden soll. (Quelle: Rhein-Zeitung vom 24.06.2013 | Foto: Augst)