Feuer bricht im zweiten Obergeschoss aus – Vier Menschen werden verletzt – Schaden geht in die Hunderttausende
Wissen. Bei einem Brand im St.-Antonius-Krankenhaus in Wissen ist am frühen Sonntagmorgen nach Angaben der Polizei eine Frau gestorben. Es handle sich vermutlich um eine Patientin. Darüber hinaus trugen vier Menschen Blessuren davon. Ein Pfleger wurde mit Brandverletzungen in eine Klinik nach Köln geflogen. Über die Schwere der Wunden wurden keine Angaben gemacht. Die drei anderen, eine Angestellte und zwei Patienten, mussten jeweils wegen einer Rauchgasvergiftung behandelt werden. Zwei weitere Patienten wurden in andere Hospitäler verlegt. Gar nicht äußerten sich die Ermittler über den Grund, warum es zu diesem Feuer gekommen war. Die Kriminaldirektion Koblenz übernahm die Recherche wegen der Brandursache und der dadurch entstandenen Folgen. „Die Schadenshöhe ist ebenfalls zurzeit nicht abzuschätzen. Sie dürfte jedoch in die Hunderttausende gehen“, hieß es von der Polizei abschließend.
Sonntagmorgen, 6 Uhr: Im zweiten Obergeschoss der Fachklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik (geschlossene Abteilung) mitten in der Stadt an der Sieg schlägt die Brandmeldeanlage an. Der Alarm läuft in der Rettungsleitstelle in Montabaur auf, die die entsprechenden Schritte einleitet. Bereits um 6.07 Uhr sind die ersten Einsatzkräfte des Löschzuges Wissen der Verbandsgemeindefeuerwehr am Einsatzort. Aufgrund der unklaren Lage lässt Roman Rüth, Chef aller drei lokalen Brandbekämpfungsteams, weitere Wehren alarmieren. „Wir waren mit einer starken Rauchentwicklung konfrontiert und mussten davon ausgehen, dass sich sieben bis acht Personen in dem Bereich befanden, der vom Feuer betroffen war“, sagt Rüth. Es geht ihm in erster Linie darum, möglichst viele Atemschutzgeräteträger in der Hinterhand zu haben. So rücken unterstützende Spezialisten aus Betzdorf, Hamm, Steinebach, Scheuerfeld und Altenkirchen an. Schließlich sind rund 180 Feuerwehrleute um das Objekt herum zusammengezogen.
Parallel eilt die Schnelleinsatzgruppe (SEG) des DRK-Kreisverbandes Altenkirchen zum Unglücksort. „Vom allgemeinen Rettungsdienst und von der SEG waren 71 Helfer mit 30 Fahrzeugen angerückt“, bilanziert Rainer Kohl, der organisatorische Leiter des Rettungsdienstes und des Katastrophenschutzes im Kreis Altenkirchen, den Vollalarm für alle drei SEG-Teileinheiten. Darunter befinden sich ebenfalls der leitende Notarzt fürs AK-Land, Harald Pietsch aus Horhausen, und weitere fünf seiner Kollegen aus Altenkirchen, Kirchen, Wissen. Windeck-Rosbach und Waldbröl. Zwei Rettungshubschrauber, Christoph Rheinland und Christoph Rhein-Main, landen im Stadionbereich, zwei weitere stehen für den Fall der Fälle auf Abruf bereit. Unterdessen wird die Klinik komplett evakuiert. In erster Linie werden die Männer und Frauen, die sich jeweils in Behandlung befinden, ins benachbarte DRK-Heim gebracht, wo sie von den SEG-Mitarbeitern versorgt werden. Darüber hinaus bauen die Rotkreuzler noch zusätzlich ein Zelt für die Betreuung auf. „Platz war ja genügend vorhanden, weil Sonntag war und das leere Parkdeck für unsere Zwecke genutzt werden konnte“, beschreibt Kohl einen weiteren Punkt des Vorgehens.
Im Krankenhaus selbst lokalisieren die Feuerwehrleute den Brandherd mit einer „starken Hitzeentwicklung“ in einem sehr überschaubaren Bereich, der aus einem Flur und nur ganz wenigen Zimmern besteht. Die Flammen in einem einzelnen Raum sind schnell gelöscht, die Rauchentwicklung ist weithin sichtbar. Sie rührt auch von einer Dachluke her, die in Mitleidenschaft gezogen wird. In einem Einzelzimmer finden die Männer schließlich den leblosen Körper einer Frau, die offenbar in ihrem Bett gestorben ist.
Nach und nach rücken die Einsatzkräfte ab, nach und nach kehren die Patienten, die vorübergehend eine andere Bleibe gefunden haben, zurück. Gegen 10.30 Uhr deutet nicht mehr viel rund um das Gebäude in der Straße „Auf der Rahm“ auf das Drama der vergangenen Stunden hin. Das Krankenhaus arbeitet, soweit es wieder möglich ist, in normalen Bahnen. Die Brandermittler der Polizei gehen noch geraume Zeit ihrer Tätigkeit nach. Eine Frau, gekleidet in einen orangefarbenen Overall, verlässt die Klinik, um aus einem VW-Bus mit Mainzer Kennzeichen weitere Utensilien für die Nachforschungen zu holen.
„Das war wirklich kein normaler Einsatz“, bilanziert Rüth nach der Rückkehr des Wissener Löschzuges in die Heimstatt, die nur wenige Hundert Meter vom Hospital entfernt liegt. Trotz der Tragödie habe sich gezeigt, dass der Brandschutz funktioniert habe. „Wir arbeiten in dieser Beziehung sehr, sehr eng mit dem Krankenhaus zusammen, stehen ständig in Kontakt mit der Leitung“, erklärt Rüth den Aspekt der Prävention. Das sieht Bürgermeister Michael Wagener, der sich bereits um „kurz nach sieben“ selbst ein Bild von dem Geschehen gemacht hat und „sehr, sehr betroffen“ gewesen ist, genauso: „Der bauliche Brandschutz hat sich bewährt, weil nicht alles direkt in Flammen gestanden hat“, erläutert er auf Anfrage unserer Zeitung und lobt gleichfalls den „hervorragenden Einsatz der Feuerwehr“. Wie ehrenamtlich Tätige „Verantwortung auf abgeklärte und engagierte Weise übernehmen“ und „wie Hilfskräfte Hand in Hand an einem Sonntagmorgen arbeiten, ist wirklich beeindruckend“
(Quelle: Rhein-Zeitung vom 10.06.2013 | Text: Volker Held | Fotos: Bernhard Theis)