Betzdorf. Eine defekte Bremse hat am Mittwochnachmittag einen Großeinsatz am Bahnhof verursacht. Acht Menschen wurden vorsorglich ins Krankenhaus gebracht.
damo - Das Szenario ließ eine Katastrophe befürchten: Überall in der Innenstadt heulten Martinshörner, Dutzende Einsatzfahrzeuge mit Blaulicht tauchten den Bahnhof in ein gespenstisches Licht, und in der Wartehalle versuchten Sanitäter, sich einen Überblick über den Gesundheitszustand der Bahnreisenden zu verschaffen.
Aber so dramatisch die Situation auf den ersten Blick auch wirkte, so glimpflich ging sie zu Ende: Zwei Stunden nach der Alarmierung stand fest, dass lediglich acht Fahrgäste mit dem Verdacht auf eine Rauchgasvergiftung zur Beobachtung ins Krankenhaus gebracht werden mussten.Auslöser für den Großeinsatz ab 16.30 Uhr war ein Defekt an der Bremsanlage des RE 9 von Aachen nach Siegen: Offenbar saß die Bremse fest; daraufhin war sie glühend heiß geworden. Nach Angaben von Fahrgästen soll kurz vor Wissen erstmals ein leichter Geruch von verbranntem Kunststoff durch den Zug gezogen sein; auf dem Weg nach Betzdorf sei der Geruch dann immer penetranter geworden. Auch sei die Rauchentwicklung in den Abteilen sichtbar geworden.
Als der Zug schließlich in Betzdorf einrollte, wurde er umgehend evakuiert – das lief nach Angaben der Reisenden völlig geordnet und ohne Panik.Draußen wurden die gestrandeten Passagiere, darunter auch eine Klasse der Wilnsdorfer Realschule, von den Einsatzkräften in die Bahnhofshalle gelotst – zumindest die, die sich von einem Arzt checken lassen wollten. Insgesamt waren nach Bahnangaben zwischen 150 und 200 Fahrgäste an Bord; 55 von ihnen haben sich vom Notarzt untersuchen lassen. Am Ende wurden acht Personen mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht. „Es waren allesamt leichte Verletzungen“, berichtete Matthias Theis, der als Kreisfeuerwehrinspekteur vor Ort war.
Angesichts der zunächst unklaren Einsatzlage war ein Großaufgebot an Helfern zum Bahnhof gekommen. Die Betzdorfer Feuerwehr war mit 42 Kräften im Einsatz, das DRK hatte vorsorglich 25 Fahrzeuge mit 70 Helfern geschickt. Natürlich ging auf der Siegstrecke zwischen Kirchen und Wissen erst einmal gar nichts mehr. Zwar hatte die Bahn nach eigenen Angaben einen Ersatzverkehr angemeldet – aber das braucht offenbar eine gewisse Vorlaufzeit, so dass letztlich kein Bus gefahren ist. Ergo haben sich viele Reisende selbst ihren Weitertransport organisiert. Und nach etwa zwei Stunden konnte die Strecke wieder regulär genutzt werden, berichtete Stefan Döhn, Pressesprecher der Bundespolizei in Trier. Er teilte auch mit, dass der Lokführer die heißgelaufene Bremse bereits vor dem Eintreffen der Feuerwehr gelöscht habe; die Wehrleute waren dann vor allem damit beschäftigt, die Bremse weiter mit Wasser zu kühlen.
Die Ursache des Bremsdefekts ist noch unbekannt – die Bundesstelle für Eisenbahn-Unfall-Untersuchung macht jetzt genau das, was ihr Name vermuten lässt. Quelle: Siegener Zeitung | Text und Foto: Daniel Montanus