Ein Zug der Westerwaldbahn ist mit einem Traktor kollidiert. Auf dem Bahnübergang Hildburgstraße in Elkenroth. Eine Horrorvorstellung. Aber die Rettungskräfte müssen auf einen solchen schlimmen Fall vorbereitet sein. Deshalb hatte der DRK-Kreisverband am Samstag Nachmittag eine kreisweite Katastrophenschutz-Übung angesetzt. Weit über 250 Einsatzkräfte waren vor Ort. Eine gewaltige logistische Aufgabe.
Kreis Altenkirchen/Elkenroth. Am Unfallort sah es dramatisch aus. Auf der K 116 (Hildburgstraße) in Elkenroth war ein Personenzug der Westerwaldbahn mit einem Traktor, der einen Anhänger mit Holz mit sich führte, zusammengestoßen. Zahlreiche Menschen waren in dem schwer beschädigten, zum Teil schwer verletzt, schrien um Hilfe, waren in den Trümmern eingeklemmt. Der Fahrer des Traktors lag schwer verletzt und regungslos in seiner Zugmaschine. Daraufhin alarmierte die Rettungsleitstelle in Montabaur um kurz nach 15 Uhr den kompletten Löschzug Elkenroth, der Rettungswagen der DRK Bereitschaft Elkenroth und ein Krankenwagen der Rettungswache Daaden.
Nach Eintreffen am Unglücksort machte sich Bereitschaftsleiter Joachim Hüsch zusammen mit Bereitschaftsarzt Dr. Pfeifer einen kurzen Überblick über die Lage und forderte dann umgehend über die Rettungsleitstelle Montabaur die komplette SEG Altenkirchen sowie den Leitenden Notarzt und den Organisatorischen Leiter an. Bis zum Eintreffen der SEG Altenkirchen übernahm Bereitschaftsarzt Dr. Pfeifer die Funktion des Leitenden Notarztes und Rettungsassistent Joachim Hüsch die Funktion des Organisatorischen Leiters.
Insgesamt waren ca. 90 Einsatzkräfte der Feuerwehr und ca. 150 des DRK (davon 2 organisatorische Leiter und 4 Notärzte) im Einsatz. Denn das Szenario sollte und musste möglichst realitätsnah dargestellt werden. Auch die Anzahl der Fahrzeuge, die eingesetzt wurden, war enorm: 11 Feuerwehrwagen, 13 Rettungs- und Krankenwagen, 17 Mannschaftstransportfahrzeuge, ein Einsatzleitwagen sowie Funk-, Küchen- und Gerätewagen. Die Rettung der Verletzten aus dem havarierten Zug erfolgte durch die Feuerwehr. Unmittelbar danach wurden die geborgenen Opfer durch die DRK-Bereitschaften in Empfang genommen, erstversorgt und registriert. Zur gleichen Zeit wurde schon ein Behandlungsplatz auf dem Gelände der Westerwaldbahn auf der Bindweide eingerichtet, wo die Verletzten nach und nach eintrafen, behandelt und danach den umliegenden Krankenhäusern zugeführt wurden (natürlich nur in der Theorie), nachdem die lebensgefährlich Verletzten, die schwer Verletzten und die Leichtverletzten von den Notärzten entsprechend gekennzeichnet worden waren.
Die Bereitschaft Wissen (Fernmeldedienst) sorgte für den reibungslosen Ablauf der Kommunikation vor Ort durch die Einrichtung eines Einsatzstellenfunks im Relaisbetrieb und dem Aufbau eines eigenen Telefonnetzes. Die Bereitschaft Hamm hatte unterdes das Kreis-Auskunfts-Büro (KAB) eingerichtet. Hier wurden die Personendaten aller Einsatzkräfte und Verletzten gesammelt. In Zusammenarbeit mit der Polizei kann dann im Ernstfall später eine Hotline für Angehörige eingerichtet werden.Nachalarmiert wurde die Hundestaffel des DRK mit sechs Tieren, die Vermisste, die in einem nahen Waldstück unter Schock herumirrten, aufspüren sollten. Die Verpflegung war von den Bereitschaften Weyerbusch und Herdorf übernommen worden.Die 64 Mimen wurden gestellt von "MusicalKultur Daaden", dem JRK Wehbach, den Feuerwehren Elkenroth, Kirchen und Niederfischbach, dem Musikverein Elkenroth und dem Motorradclub "Abschwarter" in Elkenroth. Am Unfallort hatten sich im laufe der Übung zahlreiche Zuschauer eingefunden, die die Arbeit der Rettungskräfte interessiert beobachteten und sicher in Zukunft besonders zu schätzen wissen – oder selbst Mitglied einer Rettungsorganisation werden möchten.
Zu Beginn der Übung hatte der Sachbearbeiter für Katastrophenschutz beim DRK, Erik Hölper, unter anderem Landrat Michael Lieber, Kreisfeuerwehr-Inspekteur Eckhard Müller, den stellvertretenden DRK-Kreisvorsitzenden Dr. Peter Enders (MdL), DRK-Kreisgeschäftsführer Alfons Lang und weitere Gäste begrüßt, die ebenso wie Gebhardshains Bürgermeister Konrad Schwan die Übung interessiert verfolgten. Der besondere Dank der Organisatoren galt der Westerwaldbahn und deren Geschäftsführer Horst Klein für die Nutzung des Geländes und die Bereitstellung des Personenzuges sowie der Firma Weller-Holzbau für das Bereitstellen des Traktors und der Holzrückemaschine. Landrat Michael Lieber zeigte sich schon während die Übung noch lief und die ersten Verletzten in Bindweide eintrafen, beeindruckt vom Ausmaß und dem Ablauf der Übung. "Das war sehr realistisch", meinte der Landrat gegenüber dem AK-Kurier. Es sei überzeugend gewesen, wie die Einsatzkräfte vor Ort zusammengewirkt hätten. Die Abstimmung der unterschiedlichen Kräfte klappe offenbar hervorragend, freute sich Lieber. Der Abtransport der Verletzten sei eine große Herausforderung für alle Beteiligten gewesen, weil enorme Transportkapazitäten hätten vorgehalten werden müssen. Die Erstversorgung und die Sichtung der sowie die weitere Versorgung der Opfer sei sehr professionell dargestellt worden, sagte Lieber.
Erik Hölper sagte in einer ersten Manöverkritik, man könne mit dem Ablauf der Großübung im Großen und ganzen "sehr zufrieden" sein. Das Szenario war von einem 9-köpfigen Vorbereitungsteam zusammen mit der Feuerwehr Elkenroth "ausgeheckt" worden. Kleinere Probleme hat Hölper zu Beginn der Übung im Bereich der Kommunikation ausgemacht. Aber hier sei man auf einem guten Weg, denn in Kürze werde ein kleiner Einsatzleitwagen, der zusammen mit dem Kreis und mit finanzieller Unterstützung auch des Landes angeschafft werde, in Dienst gestellt. In diesem Wagen gibt es dann auch ein Labtop, ein Faxgerät und ausreichend Funkgeräte. Alles in allem, so die einhellige Meinung der Beobachter: Die heimischen Rettungskräfte sind auf eine Katastrophe dieses Ausmaßes gut vorbereitet. Zu hoffen ist natürlich, dass das nie eintritt. (Quelle: AK-Kurier / Fotos: Reinhard Schmidt) Weiterer Bericht vom Westerwald-Portal hier.